Im Jahre 1922 wurde der Bienenzuchtverein Wiescherhöfen-Herringen gegründet. Im Protokoll vom 22. Januar 1922 wurde die Gründung des Vereins durch die 18 Teilnehmer beschlossen. Zum ersten Vorsitzenden wurden Wilhelm Leppelsack aus Wiescherhöfen und Wilhelm Schäfer aus Pelkum zum Schriftführer gewählt. Der Vorsitzende Wilhelm Leppelsack hatte seit 1911 den Lehrbienenstand des Imkerverbandes in Wiescherhöfen betrieben . Dieser Lehrbienenstand war zuvor in Soest durch den Bienenzuchtlehrer Schulze-Kemminghausen ein Jahr lang betreut worden.
Bereits im Jahre 1923 bestand der Verein aus 37 Mitgliedern hauptsächlich aus dem Gebiet Wiescherhöfen und Pelkum aber auch aus Berge, Weetfeld, Westtünnen und Freiske.
Im Jahre 1975 erfolgte der Zusammenschluss mit dem Imkerverein Heeren-Werve. Damit reichte des Einzugsgebiet des Vereins vom Hamm über Kamen bis Bergkamen und nannte sich fortan Imkerverein Bergkamen-Wiescherhöfen. Seit 2019 ist der Imkerverein ein Eingetragener Verein e.V..
Zweck des Imkervereins war von Beginn an imkerlicher Erfahrungsaustausch, Weiterbildung sowie Interessenvertretung auf Vereinsebene. Der Imkerverein ist Mitglied des Kreisimkervereins Unna-Hamm und damit im Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker e.V. organisiert.
Die harmonische Vereinsarbeit wurde geprägt von langjährigen Vereinsvorsitzenden, Vorstands- und Vereinsmitgliedern.
Liste der 1. Vorsitzenden
1922 – 1926 Wilhelm Leppelsack † 1925
1926 – 1962 Heinrich Gerling † 1984
1962 – 1980 Heinz Lindemann
1980 – 2006 Herbert Sewarte
2006 – 2008 Michael Röber
2008 – heute Hans-Joachim Olschewski
Liste der 2. Vorsitzenden
1923 – 1934 Wilhelm Heimbeck
1946 – 1951 Wilhelm Dörge
1952 – 1981 Konrad Hünecke
1982 – 2003 Wilhelm Bispinghoff
2003 – 2012 Manfred Smulka
2012 – 2022 Wolfgang Höper
2022 – heute Volker Wilhelm
Liste der Schriftführer
1922 – 1935 Wilhelm Schäfer
1935 – 1954 Heinrich Lindemann
1954 – 2010 Hans Marohn
2010 – heute Marion Wilhelm
Liste der Kassenwarte
bis 1966 der jeweilige Schriftführer
1966 – 1981 Heinrich Zellmann
1981 – 2005 Franz Jägermann
2005 – 2018 Wilfried Schütte
2018 – 2021 Katharina Ronowski
2021 – heute Werner Löbbe
Die Mitgliederzahlen blieben recht konstant über die vielen Jahre. Bis 1939 waren es durchschnittlich 33 Imker. Bis 1951 stieg die Zahl auf 45 Imker. Der notwendige Sammelbezug für Einfütterungszucker zwang auch nichtorganisierte Imker in die Vereine. Mit dem Ende der Notzeiten und der Aufhebung der Zuckerrationierung sank die Zahl der Vereinsmitglieder wieder. 1974, vor dem Zusammenschluss mit dem Verein Heeren-Werve, gab es noch 25 Mitglieder. Ab 1975 blieb die Mitgliederzahl mit anfänglich 35 wieder recht konstant. In den letzten 10-15 Jahren erfreut sich der Verein wieder eines deutlichen Zuwachses auf aktuell 57 Mitglieder, auch durch den Beitritt vieler Imkerinnen.
In den Inflationsjahren 1922-1924 sowie in den Kriegs- und Nachkriegsjahren 1939 -1951 nahm die Versorgung mit Zucker für die Wintereinfütterung einen wichtigen Platz in der Vereinsarbeit ein. In diesen Jahren gab es 6-7,5kg Zucker nur gegen Ablieferung von 2,5-3 kg Honig je Volk. Dabei musste der Verein Honig an den Sammelstellen erfassen und die Zuckerverteilung durchführen.
Von 1935 – 1966 wurde zur Förderung der Bienenzucht die Zuckersteuer erstattet. Ab 1967 gab es verbilligten Futterzucker, der mit Eisenoxid gefärbt war. Damit sollte verhindert werden, dass Zucker für den Privatgebrauch abgezweigt wurde. Dieser Zucker bildete beim Verfüttern eine rote „Brühe“. Ab 1968 wurde der Futterzucker mit Octosan vergällt, d.h. bitter gemacht. Ab 1984 entfiel jegliche Förderung der Bienenzucker.
Einen breiten Raum in der Vereinsarbeit nahm von Beginn an die Zucht von Königinnen ein. Ab 1933 wurde im Verein das Umlarvverfahren praktiziert. Schon 1937 unterhielt eine Züchtergruppe unter der Leitung von Heinrich Gerling eine Vereinsbelegstelle „Hüerecke“ in Weetfeld. Mitarbeiter waren Heinrich Lindemann, Wilhelm Gerling, Willi Schröer, Konrad Hünecke und Karl Münstermann. 1948 wurde die Zucht der Nigra-Rasse weitergeführt und die Italienerbiene sowie die Landbiene zurückgedrängt. Ab 1955 bestellte der Verein erste Carnica-Königinnen zur Nachzucht. Die Jungköniginnen brachte man zu den Landbelegstellen Glärbach und Stimmstamm. Ab 1960 begann unter Heinz Lindemann die Nachzucht von reinrassigen Inselköniginnen. Der gesamte Verein profitierte von diesen Zuchtergebnissen.
Im Jahre 1980 errichteten Herbert Sewarte und Wilhelm Bispinghoff in Lerche einen Leistungsprüfstand. Hier wurden gekörte Völker aufgestellt. Die davon gezogenen Königinnen brachte man zu Reinzucht-Inselbelegstellen in der Nordsee oder zu anerkannten Belegstellen im Sauerland. 1992 verlegte man den vom Landesverband Westfälischer-Lippischer Imker anerkannten Leistungsprüfstand nach Kissingerhöfen. Die Nachzuchten dieser Völker kamen allen Mitgliedern zugute. Bis zum Ende seiner imkerlichen Tätigkeit im Jahre 2013 wurde dieser Stand durch Herrn Seewarte betrieben. Durch planmäßige Zucht und Auslese errangen die Züchter große Erfolge auf dem Weg zu einer sanftmütigen, schwarmträgen, wabentreuen und ertragreichen Biene.
Manfred Smulka hat in dieser Zeit eine weitere Methode zur Zucht von Königinnen praktiziert und perfektioniert. Über viele Jahre wurden Carnica-Königinnen aus eigener Zucht angeboten. An sogenannten „Umlarv-Terminen“ konnte auch Zuchtstoff sowohl von ihm als auch vom Bienenzuchtbeauftragten des Kreisimkervereins bezogen werden.
Im Jahre 2020 wurde beschlossen, eine Zuchtgruppe unter Führung von Wilfried Reck zu bilden. Ein entsprechender Bienenstand wurde dazu in Sandbochum eingerichtet und mit zunächst 4 Völkern betrieben.
Zu Zeiten der Vereinsgründung kamen bereits hauptsächlich kleinräumige Hinterbehandlungsbeuten zum Einsatz. Die vom Wappen der Imker bekannten Bienenkörbe oder Klotzbeuten wurden zu dieser Zeit schon lange nicht mehr betrieben. In den 60er Jahren erfolgte dann die Umstellung der Betriebsweise auf variable Magazinbeuten. Dadurch sowie durch die Zucht leistungsfähigerer Bienen erfolgte über die Jahre eine deutliche Steigerung der durchschnittlichen Honigerträge wie anhand folgender Zahlen nachzulesen ist.
1936-1945 6 kg/Volk
1946-1955 7 kg/Volk
1956-1965 8-9 kg/Volk
1966-1975 11 kg/Volk
1976-1985 12 kg/Volk
1986-1996 12-15 kg/Volk
1997-2020 15-30 kg/Volk
Bienen sind Sonnenkinder und auf gutes Wetter angewiesen. Daher gab es immer wieder gute Honigjahre mit viel und gutem Honig aber auch weniger gute Jahre.
Darüber hinaus hatten auch andere Vorfälle Einfluss auf den Erfolg der Imker. Im Jahre 1955 suchte die Nosemaseuche viele Bienenstämme heim.
Unsachgemäßes Spritzen von Schädlingsbekämpfungsmitteln in die offene Blüte von Raps, Großebohnen und Obst führte 1954 zu erheblichen Völkerverlusten.
Mehrere Vorfälle von Vandalismus sowie Diebstahl von Bienenstöcken waren zuletzt im Jahre 2021 zu verzeichnen.
Seit 1983 ist die Varroa-Milbe nach ihrem unaufhaltsamen Vordringen auf allen Bienenständen unseres Landes zu finden. Die Bekämpfung dieses Parasiten verlangt vom Imker seitdem hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand. Viele verschiedene Methoden und Mittel wurden in den Anfangszeiten nach dem Aufkommen der Milbe ausprobiert. In den letzten Jahren hat sich dabei eine Kombination aus Verdunstung von rückstandsfreier Ameisensaure und Oxalsäure als am wirksamsten herausgestellt, da diese bei Beachtung der Anwendungsvorschriften, die Tierschutzverordnung sowie Honigverordnung einhalten.
Beratung zum Thema Varroa-Milbe aber auch anderen Bienenkrankheiten wie Amerikanische Faulbrut wird durch den Bienensachverständigen Wolfgang Höper seit 2012 geleistet. Dazu werden jährlich Futterkranzproben aus dem gesamten Vereinsgebiet gesammelt und zur Untersuchung gesendet.
Zu Zeiten der Vereinsgründung bis weit ins 20. Jahrhundert war der Verein eine Interessensgemeinschaft von meist Nebenerwerbsimkern. Themen wie Honigertrag, Futterversorgung, Bienenzucht und –haltung sowie gesetzliche Vorschriften standen im Vordergrund. In den letzten Jahren sind diese Themen zwar immer noch präsent jedoch nehmen Natur- und Umweltschutz einen breiteren Raum ein. Zu erwähnen sind zum Beispiel Anlegen von Blühstreifen oder auch Bau eines Sunhive nach historischer Vorlage durch Dennis Deutschmann. Viele Imker betrachten inzwischen die Imkerei als Hobby und pflegen dieses aus Freude an der Natur.